So, wie die Oder heute aussieht, sah sie nicht immer aus. Früher war die Oder ein ungezähmter Fluss, sie konnte in weiten Kurven ohne Begradigungen dahinfließen und das Wasser durfte über die Ufer treten. Dann hat der Mensch begonnen, die Oder wie eine „Straße“ umzubauen und sie in weiten Teilen einzuengen und zu verkürzen. Der größte Teil der Auen wurde dabei zerstört. Diese Auenflächen sind jedoch sehr wichtig, denn nur durch sie können Mensch und Natur von der unschätzbaren natürlichen Leistung des Flusses nachhaltig profitieren.
Doch was sind eigentlich Auen?
Als Auen bezeichnet man eine Landschaft, die regelmäßig durch den Fluss geflutet wird. Dort leben Tiere und Pflanzen, die daran angepasst sind. Und hier, im Gebiet zwischen Stolpe, Schwedt und Szczecin, können wir erleben, wie das aussieht. Denn hier gibt es das besondere Flutungssystem der „Polder“: Diese sind von November bis April mit dem Fluss verbunden, so dass das Oderwasser mindestens ein Mal pro Jahr die Wiesenflächen flutet. Zwar ist das Prinzip der Polder nicht so wirksam für das Ökosystem wie das natürliche system der wilden Auen, doch es gibt eine regelmäßige Flutung.
Winter
Zu Beginn des Winters werden die Tore im Deich (Einlassbauwerke) der Polder geöffnet und das Wasser der Oder darf auf die Polderflächen fließen. Für die Natur sind diese Überflutungen sehr wichtig, denn dadurch werden die Polderwiesen gedüngt, das Oderwasser wird gereinigt und die dynamischen Wasserstände bieten wichtigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Frühjahr
Im Frühjahr werden die Einlassbauwerke geschlossen und das Wasser kann über die Auslassbauwerke in den Fluss abfließen. Im Sommer können die Polderwiesen dann auch landwirtschaftlich genutzt werden.
Auen erfüllen wichtige Funktionen und bieten viele Vorteile für uns Menschen. Deshalb werden Teile des Nationalparks so entwickelt, dass die Bedingungen wieder mehr denen einer natürlichen Aue entsprechen.